Hier kommen die Fun Facts zu "Anahita"

Sven Haupt gibt uns exklusive Einblicke in Hintergründe und Bedeutungen verschiedener Motive in seinem Roman „Anahita“. Spoiler lassen sich dabei nicht vermeiden.
Fun Fact 01:
Die Fantasy-Romane, welche mich am stärksten geprägt haben, als ich noch jung war, sind die epischen Romanreihen von Michael Moorcock um seinen legendären „Ewigen Helden“. Eine dieser Reihen folgt dem Schicksal des ewigen Helden in seiner Reinkarnation als Dorian Hawkmoon, Herzog von Köln. Die Reihe beginnt mit „The Jewel in the Skull“, der erstmals 1967 veröffentlicht wurde. Der Roman ist der erste in der vierbändigen Reihe „The History of the Runestaff“.
Aus dieser Welt kommen auch die Vorlagen zu einigen der Hauptmotive in „Anahita“. Allen voran das Großreich Gran Britannien mit seinen Tiermasken, seinem gewaltigen Militärapparat, seinem Fanatismus und seiner halb-magisch, halb-wissenschaftlichen Technologie. Diese Motive haben mich als Jugendlichen extrem beeindruckt und gehören für mich noch immer zu den faszinierendsten, frühen Proto-Steampunk-Visionen dieses Altmeisters der Fantasy. Die Inspiration für den Inquisitor findet sich in einer der Nebenfiguren aus dieser Reihe. Taragorm, der Meister des Palastes der Zeit, mit seiner großen Maske in Form einer funktionierenden Uhr stand Pate für meinen Antagonisten.
Die Publikation dieser Werke liegt jetzt fast 70 Jahre in der Vergangenheit, doch die Bilder haben mich nie losgelassen.
Fun Fact 02:
Die Grundlagen für den Weltenbau in „Anahita“ habe ich in meinem Episodenroman „Die Offenbarung des Uhrwerks“ gelegt. Dort habe ich das Steampunk-Universum gefunden, in dem Knochen als Energiequelle benutzt werden. Dort wird auch die Idee einer Religion ausgearbeitet, welche den Schöpfer als Uhrmacher anbetet, und Portaltechnologie benutzt, um das Universum zu erobern. Selbst den Wasserplaneten Anahita gibt es dort bereits. Als ich die Kurzgeschichte namens „Anahita, 2178“ schrieb, wusste ich bereits, dass ich dorthin würde zurückkehren müssen.
Fun Fact 03:
Die kleinen kugeligen Oktopusse haben ihre Inspiration in dem Videospiel „Elden Ring“. Dort finden sich die Kugeln ebenfalls am Strand. Allerdings sind sie dort wesentlich größer und deutlich weniger freundlich.
Fun Fact 04:
Die gasgetriebene Schnellfeuer-Armbrust kommt aus dem 2004 erschienenen Action-Horror-Film „Van Helsing“. Eigentlich ist es eine Geheimentwicklung des Vatikan, gefertigt aus Kupfer und Bronze, aber ich brauchte eine Steampunk-Waffe und diese Armbrust passte einfach zu gut.
Fun Fact 05:
Die Zeitwale werden langsam ein festes Motiv in meinem Büchern. Ursprünglich hatten sie ihren ersten Auftritt in der Kurzgeschichte „Das Geräusch der Zeit“ in meiner Kurzgeschichtensammlung „Der endlose Kreis“. Danach tauchten sie noch einmal kurz in meinem Roman „Wo beginnt die Nacht“ auf. Hier bekommen sie nun ihre erste, tragende Rolle. Ich bin zuversichtlich, dass sie in Zukunft noch öfter auftauchen werden.
Fun Fact 06:
Im Kapitel 20, „Stählerne Kälte“, verlässt Christine das U-Boot durch das Torpedorohr. Man würde meinen, dass ich mir so etwas Unrealistisches ausdenke, weil ich keine Ahnung habe. Stellt sich raus, dass Kampftaucher tatsächlich auf diese Weise in den Einsatz geschickt werden. Als ich das einmal in einer Dokumentation gesehen hatte, hat es mich so gegruselt, dass ich wusste, ich würde das Motiv irgendwo einbauen müssen.
Fun Fact 07:
Der Antagonist des Romans ist seine Magnifizenz Sir Nicolas Eymerich, der oberste Inquisitor der Krone. Der Charakter folgt einer berühmten Vorlage. Nicholas Eymerich (ca. 1316 –1399) war ein römisch-katholischer Theologe im mittelalterlichen Katalonien und Generalinquisitor der Inquisition in der Krone von Aragon in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Fun Fact 08:
In Kapitel 22 sieht Christine auf eine verletze Frau hinab und erklärt: „Schwache Frauen widern mich an“. Das ist ein Zitat aus der Sitcom „How I met your mother“ Staffel 7, Episode 23, in der Lilly ihr Baby auf die Welt bringt. Robin wird ohnmächtig und die Geburtshelferin kommentiert dies mit einem beiläufigen: „Weak women disgust me.“
Fun Fact 09:
Bei ihrer ersten Begegnung begrüßt der Inquisitor Christine mit dem Satz: „Ah, meine kleine Langley. Als Soldat und brav.“ Die seltsame Formulierung „Als Soldat und brav“ kommt aus zwei Quellen. Ursprünglich ist es ein Zitat aus Goethes Faust, aus dem Kapitel „Nacht“. Dort wird Gretchens Bruder Valentin von Faust ermordet und erklärt noch im Tod: „Ich gehe durch den Todesschlaf - Zu Gott ein als Soldat und brav“. Der sterbende Landsknecht will sich noch im Tod von den eigenen moralischen Verfehlungen und denen seiner Schwester freisprechen und reinwaschen. Die Formulierung „Als Soldat und brav“ ist darüber hinaus auch der Name eines Kapitels in Thomas Manns „Zauberberg“. Dort dient der Name als Foreshadowing für die resignative Rückkehr von Joachim Ziemßen, sein stilles Leid und sein gefasstes Sterben. Im Rahmen der Begegnung von Christine mit dem Inquisitor ist die Formulierung ebenfalls ein Foreshadowing des kommenden Todes.
Fun Fact 10:
Im Kapitel 13 „Hypnotische Feuer“ wird beschrieben, wie der Wal zerlegt wird. Alle technischen Einzelheiten, wie dabei handwerklich vorgegangen wird, bis hin zum Auskochen des Fetts in den Kesseln, habe ich in Herman Melvilles weltberühmten, 1851 erschienenen, Roman „Moby-Dick“ gelernt.
Fun Fact 11:
In Kapitel 13 „Hypnotische Feuer“ wird die Heimkehr der Walfänger beschrieben. Das Verhalten der Frauen des Dorfs wirkt dabei sehr ungewöhnlich. Sie erniedrigen den erfolgreichsten Walfänger, schlagen ihn symbolisch mit Stöcken und gewähren ihm dabei in Wahrheit das Privileg, sie in ihrer Hütte zu besuchen. Diese Idee, sowie das Motiv, dass die Hütten der Frauen zwei Eingänge haben, kommt nicht von mir. Vor vielen Jahren habe ich ein Interview mit einer Sozio-Anthropologin gehört, welche alle diese Details von einer matriarchalisch geführten Jäger-Sammler-Kultur berichtet hat. Leider war ich außerstande herauszufinden, welcher Stamm und wo genau das war. Botschaft an alle Autoren: Quellen sofort notieren! Jahre später ärgert man sich furchtbar darüber.
Fun Fact 12:
Das Schiff namens „Monarch“ ist bis ins Detail der „Bismarck“ nachempfunden, dem Schlachtschiff der deutschen Kriegsmarine, welches 1940 in Dienst gestellt und bereits ein Jahr später von der Royal Navy versenkt wurde. Seine absurde Größe und Bewaffnung enthielt bereits im Grundkonzept seinen eigenen Untergang, auch wenn die deutschen Ingenieure es in ihrer Arroganz nicht sehen konnten. So verloren sie in Rekordzeit das größte und teuerste Schlachtschiff seiner Zeit inklusive der Besatzung von über 2000 Mann. Die "Bismarck" ist für mich ein überwältigendes Symbol, in dem sich auf bizarre Weise die grenzenlose Hybris der Deutschen im dritten Reich spiegelt. Es war das perfekte Motiv für den Versuch des Inquisitors, den Planeten zu unterwerfen.
Fun Fact 13:
Im Kapitel 18 „Graue Haie“ wird beschrieben, wie die Rekruten sich im Rahmen ihres Trainings mit Schlauchbooten immer wieder durch eine gefährliche Brandung kämpfen müssen.
Das Training ist brutal und fordert immer wieder Opfer. Man würde meinen, dass ich mir sowas ausdenke. Es ist jedoch tatsächlich Teil des BUD-Trainings (Basic Underwater Demolition) der US Navy Seals.
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