SF-Autor Sebastian Schaefer im Gespräch

Im Eridanus Verlag ist gerade dein Sciencefiction Roman „Der letzte Kolonist“ erschienen. Kannst du uns einmal kurz die Essenz deiner Geschichte zusammenfassen?

Im Kern handelt es sich um eine Abenteuergeschichte. Allerdings haben wir keinen einzelnen klassischen Helden, sondern eine ganze Reihe von sehr unterschiedlichen Charakteren, mit ganz verschiedenen Eigenschaften und Motiven, deren Wege durch ein faszinierend glitzerndes Universum man begleiten kann. Es geht um urtümliche Kräfte, um Mythen und vergessenes Wissen, um fremde Welten, Orte und Kulturen, futuristische Techniken, Raumschiffe, um Gut und Böse, Vergänglichkeit, Tod, Leben und Unleben und natürlich auch die Liebe. Und wie so oft sind es die kleinen Dinge und die Entscheidungen Einzelner, die alles verändern können.

Wann und wie hat es dich in den Bereich der Sciencefiction verschlagen?

Auch wenn ich damals eher andere Dinge gelesen habe und ich zum Beispiel sehr mit Bilbo Beutlin mitgefiebert habe, besteht mein Interesse in Richtung Sciencefiction schon seit Kindertagen. Der Kampf gegen die dreibeinigen Herrscher, die Reisen durch das All bei Traveller, mit Turrican Altera zurückerobern, die Abenteuer an der Seite von Valerian und Veronique oder Captain Future und seiner Crew, das Surren von TIE-Fightern auf der Jagd nach dem Millenium Falcon… Es gibt sehr viele Dinge aus allen erdenklichen medialen Quellen, an die ich mich gerne erinnere.

Literarisch habe ich mich hinsichtlich Science-Fiction dann später als Erwachsener zunächst im doch etwas düsteren Bereich Cyberpunk bewegt und dort zwei Romane im Shadowrun-Universum verfasst. Düsternis hat allerdings im Zusammenhang mit „Der letzte Kolonist“ ja eine ganz andere Bedeutung…

Das führt uns zu deiner Geschichte zurück… Hand aufs Herz: Welchen deiner Charaktere in „Der letzte Kolonist“ magst du am liebsten und warum?

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, da mir persönlich auch immer wieder einzelne Aspekte meiner Figuren besonders gut gefallen. Die Wju ist großartig, und wer von Eugenius Techler etwas anderes behauptet, lügt schlicht und ergreifend. Ich glaube, ich entscheide mich aber einfach für das Gepp. Ich hätte nichts dagegen, selbst eines zu besitzen, auch wenn das eventuell bisweilen zu einigen Komplikationen führen könnte. So ein Gepp ist neugierig und geht den Dingen auf den Grund. Und es kann Großes bewirken, obwohl es doch sehr klein ist.

Ohne an dieser Stelle zu viel zu verraten: Zwischen den Raumschlachten, der spannenden Charakterentwicklung und den faszinierenden Beschreibungen fremder Welten konnten wir zwischen den Zeilen deines Romans auch die ein oder andere Gesellschaftskritik herauslesen. War das deine Absicht oder liegt es einfach in der Natur der Sache, dass man als Leser selbst in vollkommen fremden Szenarien und Handlungsweisen entsprechende Muster sucht und findet?

Ich möchte auch nicht zu viel vorwegnehmen, aber du hast Recht. „Der letzte Kolonist“ enthält gewollte Botschaften, ja. Mir ist es auch wichtig, dass ich sie übermittle und ich würde mich auch freuen, wenn man an der einen anderen Stelle über sie nachdenkt, auch wenn man das Buch vielleicht gerade beiseitegelegt hat.

Einen mahnenden Zeigefinger hebe ich aber nur bedingt. Vieles kann man vielleicht zwischen zwei einfache, noch ein wenig zu ergänzende Fragen fassen: „Ist es nicht einfach wundervoll, dass…?“ und „Wäre es nicht wirklich schön, wenn…?“

Wie rechercheaufwändig ist das Schreiben von Sciencefiction-Romanen? Reicht es, sich einen Plot zurechtzustricken und dann einfach draufloszuschreiben, wie manche meinen? Im Gegensatz zu historischer Literatur zum Beispiel, wo man sich erst die historischen Hintergründe erarbeiten muss, um dem bewanderten Publikum keine oder wenig Angriffsfläche zu bieten? Oder hast du erst mal Physik- und Astronomie-Bücher gewälzt, um nicht gegen irgendwelche physikalischen Gesetze zu verstoßen?

Im eigentlichen Sinne rechercheaufwändig war zumindest das Schreiben meines SF-Romans nicht. Ich denke, ich habe mehr neu erschaffen als studiert und wiedergegeben. Recherche habe ich am ehesten noch während des Schreibens innerhalb meiner Geschichte und der erdachten Welt betrieben, um sie in ihren eigenen Gesetzen stimmig zu halten und eine realistische Fantasie zu kreieren. Historische Literatur gibt dem Autor einen gewissen Rahmen vor, der zwar auch Halt gibt, aber in dem er sich auch zwingend bewegen muss. Rein Fiktives gestaltet seinen eigenen Rahmen. Sciencefiction braucht viel kreatives Denken und Ideen, sie ist freier, aber gibt gleichzeitig auch weniger Halt und Hilfestellung.

Magst du uns nun auch noch einen kleinen Ausblick auf deine schriftstellerischen Pläne gewähren? Woran arbeitest du gerade?

Im Moment schreibe ich an einem weiteren Roman in der Welt von „Der letzte Kolonist“. Man kann sich auf das ein oder andere Wiedersehen und –erkennen freuen, aber vor allem auf ein größeres und fantastischeres Universum mit aufgenommenen losen Fäden. Parallel sammle ich auch Ideen für einen Jugendroman im Fantasy-Bereich basierend auf einem Gedanken, den ich schon vor über 20 Jahren hatte, aber an dieser Stelle noch nicht verraten möchte. Ich bin selbst gespannt, wie sich das Schreiben anfühlen wird und wo die Unterschiede zur Erwachsenenliteratur am meisten zutage treten.

Hältst du es für sinnvoll, sich als Autor auf ein bestimmtes Genre festzulegen?

Ich würde meinen, dass das nicht zwingenderweise notwendig ist. Bei mir selbst ist das Schreiben eine Leidenschaft und ich erzähle von Dingen, die mir gefallen, die mich interessieren und mir persönlich Freude bereiten. Wie ich eben schon sagte, denke ich gerade auch über einen Fantasy-Roman nach und wer weiß, vielleicht hätte ich irgendwann auch einmal Lust einen Kriminalroman zu verfassen. Sicherlich ist es anders, einen actioneichen Cyberpunk-Roman zu schreiben als eine Detektivgeschichte im viktorianischen England. Schon rein handwerklich, wenn ich das mal so nennen darf. Einen wilden Zweikampf mit Implantatklingenwaffen, der in wenigen Sekunden sein blutiges Ende findet, kann ich natürlich auch mit langen und sehr ansehnlich ausschmückenden Sätzen beschreiben, nur das passt dann eben nicht so sehr. Aber ansonsten, wenn man unterschiedliches kann und will, warum nicht?

Und unsere letzte Frage: Auf welches Werk aus deiner Feder (veröffentlicht oder nicht) bist du besonders stolz?

Tatsächlich ist „Der letzte Kolonist“ das Werk, das mir am meisten bedeutet. Natürlich war es auch ein tolles Gefühl, meinen ersten Roman in den Regalen von Buchhandlungen zu sehen, gar keine Frage. Dennoch habe ich in den letzten Monaten oft gesagt, dass „Der letzte Kolonist“ mein (bisheriges?) „Hauptwerk“ ist. Die Geschichte und Ihre Botschaften liegen mir besonders am Herzen und ich freue mich darauf, dass sie nun hinaus in die Welt getragen werden.


DER LETZTE KOLONIST
Sciencefiction Roman
von Sebastian Schaefer
420 Seiten
Print: ISBN 978-3-946348-19-1 * 14,90€
Ebook: ISBN 978-3-946348-20-7 * 4,99€

 

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